Kirchentür im Kloster Steinfeld / Eifel


Dem WEIBLICHEN ANTLITZ GOTTES wird in letzter Zeit wieder mehr Bedeutung geschenkt. Dieser Aspekt ist in allen Religionen enthalten, doch in der Vergangenheit in unserer westlichen Kultur stark in Vergessenheit geraten. Um dieser verborgenen Schönheit unsere Achtung und Ehrerbietung zu erweisen, entzünden wir dafür im Universellen Gottesdienst eine gesonderte Kerze.
Dieser Aspekt Gottes kann nicht mit Worten beschrieben, sondern nur in der Stille des Herzens erfahren werden.



Die ganze Schöpfung ist eine Offenbarung des tiefsten Geheimnisses.

Aber sie ist zugleich ein Schleier über dem Wesen der Dinge, das wir nicht erkennen, sondern nur erahnen können. Die Wirklichkeit scheint wie ein verborgenes Licht durch das hindurch, was in Erscheinung tritt. Und unsere empirische Realität ist wie ein Schleier, der etwas ahnen lässt von dem, was dahinter steht und auf subtile Weise unsere Aufmerksamkeit sucht.

Die Sufis zitieren gern Worte, die sie Gott zuschreiben:

'Ich war ein verborgener Schatz,und ich liebte es - ich sehnte mich danach -, bekannt zu sein. Also schuf ich die Welt, damit man mich kennen möge.'
So suchen die Mystiker aller Religionen in den Erscheinungen der Welt und natürlich im eigenen Inneren nach diesem verborgenen Schatz, dem weiblichen Antlitz Gottes.

Die Heilige Maria

z.B. stellt in mystischer Sicht den unbefleckten Zustand der Seele dar,
der - wie das Innere der Welt - durch einen Schleier vor Entweihung geschützt ist. Die weibliche Seite Gottes enthüllt sich nur dem Blick der reinen Liebe. Sie stellt sich nicht öffentlich zur Schau. Sie ist der unbeschmutzbare Kern in der Tiefe des Herzens, der in Beziehung steht zum Heiligen Geist, d.h. zur geistigen Realität des Heiligen.

Die Tiefe der Welt ist verschleiert
und dadurch davor geschützt, entweiht zu werden von denjenigen, die keine Wertschätzung für das Heilige mehr kennen. Das gilt auch für die Tiefe unseres eigenen Wesens. Wie sehr wir unsere eigene Person auch verunstaltet haben mögen durch egoistisches Denken und Handeln - in der Tiefe der Seele herrscht immer noch ein makelloser Zustand, zu dem wir jederzeit zurückkehren können. Das ist die spirituelle Bedeutung des Weiblichen.

Wenn wir die erschaffene Welt als einen Schleier über Gottes Antlitz betrachten, dann verstehen wir, dass der Hintergrund der Welt für unsere äußeren Augen immer ein Geheimnis bleiben wird.

Ein persischer Dichter schreibt:

'Wer kann über die Liebe sprechen?
Menschen, die am Ufer stehen, können sich über den Ozean unterhalten,
aber was wissen sie von seinen Tiefen?
Derjenige, der im Ozean ertrunken ist, kennt seine Tiefen,
aber was kann er sagen?'

 



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