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Der innere und äußere Tempel
Es ist fraglich, ob
Buddha seine Schüler lehrte,
sein eigenes Standbild zu verehren, wie sie es heutzutage tun.
In jedem Tempel der Buddhisten und in ihren Klöstern
findet man die Statue von Buddha, in allen Größen,
in Gold, Silber, Messing und Kupfer,
Buddha mit gekreuzten Beinen in der mystischen Körperhaltung sitzend.
Keine Wohnung eines Buddhisten, kein heiliger Platz ist ohne seine Statue.
Und obwohl die vier bedeutenden Schriften
des buddhistischen Glaubens verloren gegangen sind,
- spurlos verloren vor langer Zeit -
ist der Duft seiner Philosophie und Ethik noch immer nicht entschwunden.
Obwohl es wie Idiolatrie erscheint, inspiriert sein Standbild
- als ein Symbol - nicht nur seine Anhänger,
sondern jedes nachdenkliche Gemüt,
weil es Gelassenheit zeigt, Ruhe, Frieden, die Versenkung nach innen,
Reinheit des Charakters, Schönheit der Persönlichkeit,
Vornehmheit, Empfindsamkeit, ein friedevolles Verhalten
und vollendete Weisheit.
Hazrat Inayat Khan
Der äußere Tempel, die Kathedrale, die Moschee, die
Stupa sind Stufen auf dem Weg zum inneren Tempel. Sie begünstigen das
Entstehen einer heiligen Emotion, ohne die kein Raum der Verherrlichung
sich bilden kann. Doch hat man den heiligen Raum im Herzen geschaffen,
sind alle Mittel, die dazu geführt haben, entbehrlich.
Menschen, getrieben
von Furcht, gehen zu vielen Zufluchtsorten,
in die Berge und Wälder, zu heiligen Hainen, Bäumen und Altären.
Das wahrlich ist keine sichere Zuflucht, das ist nicht die beste Zuflucht.
Nicht durch Zuflucht zu solch einem Ort wird man befreit von allem Leiden.
Doch der, der Zuflucht nimmt zu Buddha,
zu Dharma - der Lehre - und Sangha - der Gemeinschaft -,
der erkennt in klarer Weisheit die vier edlen Wahrheiten.
Das, wahrlich, ist eine sichere Zuflucht, das ist die beste Zuflucht;
nachdem ein Mensch zu dieser Zuflucht gelangt ist,
ist er von allen Leiden befreit.
Dhammapada, vv. 188-192
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