Einheit in der Vielfalt


Die Sufis sagen:
"Er ist der Eine,
den alle Liebenden in jedem/jeder Geliebten lieben;
er ist der Einzige."


D
as Leben beginnt mit dem Wissen um Vielheit;
aber das Bewusstsein der Einheit ist der Höhepunkt des Lebens.
Je näher man an die Wirklichkeit herankommt,
desto näher kommt man der Einheit.

Alle Dinge und Wesen scheinen auf der Oberfläche der Existenz getrennt von einander, aber auf jeder Ebene unterhalb der Oberfläche nähern sie sich gegenseitig an und auf der innersten Ebene werden sie alle eins. Deshalb beeinflusst, jede Störung, die den Frieden der kleinsten Teile der Existenz auf der Oberfläche beeinträchigt, im Inneren das Ganze.

Der grenzenlose Gott ist das Selbst Gottes, und alles, was sich unter Namen und Formen manifestiert hat, ist der äußere Aspekt Gottes. Wenn wir alle existierenden Formen und all die Namen nehmen und sie zusammenfügen, wird es eine Form, welche die Form Gottes ist. Mit anderen Worten: alle Namen sind Der Name, und alle Formen sind Die Form Gottes. Aber so wie Gott Einer ist, so ist Seine Form ebenfalls Eine, und das ist die Gesamtheit aller Namen und Formen; es gibt keine Sache oder kein Wesen, das nicht das Wesen Gottes ist. Um dahin zu kommen, hat der Weise gesagt: es ist Gott in Allem, Gott ist in jedem Wesen.

Viele waren verwundert, dass Er in Allem ist, wir lebt Er in allem, und als was; wenn Er im Menschen ist, wo wird Er gefunden, und welcher Tel des menschlichen Wesens wird als Gott angesehen? Viele Antworten können gegeben werden, jedoch keine Antwort wird zufrieden stellen, weil die wahre Antwort ist, dass alles Gott ist und Gott alles ist: nichts existiert außer Ihn. Und die Frage: "Was sind wir dann?" kann mit einer Redewendung aus der Bibel beantwortet werden, dass "wir leben und uns fortbewegen und unser Sein haben in Gott." Gott ist wir, aber wir sind keine Götter. Der Unterschied zwischen Gott und unserem Wesen liegt nicht im Sein; im Sein sind Gott und wir eins. Der Unterschied liegt in unserer Begrenztheit und der Vollkommenheit Gottes.

Alle Seelen auf Erden sind Gefäße für die Botschaft Gottes.
Nicht nur die menschlichen Wesen, sondern auch die niedrige Kreatur
überbringt die Botschaft des Einen, des Einzig-Seienden.
Das Suchen einer jeden Seele ist anders und einzig urtümlich -
und doch kann jede Seele den Gegenstand ihres Suchens
am besten in Gott erreichen.


Alles in der Welt, was einen Namen hat, ist vorstellbar;
das Eine und Einzige Wesen, das die Vorstellung nicht erreichen kann, ist Gott.
Und doch, so wie Gott sich in allen Dingen und in allen Wesen manifestiert,
so ist in allen Dingen und in allen Wesen immer ein Teil, der unvorstellbar ist...
Der Mensch kann Gott nur so weit erreichen, wie seine Vorstellungskraft ihn trägt.

Wer den Begriff der Einheit nicht erfassen will,
wird eines Tages von der Einheit erfasst werden.


Hazrat Inayat Khan


Der Gott in einem Glauben ist der Gott,
welcher Sich dem Herzen in einer solchen Weise zeigt,
dass das Herz Ihn erkennt.
Daher sieht das Auge nur den Gott des Glaubens.
… für jeden Gläubigen ist das göttliche Wesen Er,
der ihm in der Form seines Glaubens gezeigt wird.
Wenn Gott Sich in einer anderen Form zeigt,
dann weist der Gläubige Ihn zurück.
Das ist der Grund, warum es verschiedene Glaubensrichtungen gibt,
und warum die dogmatischen Glaubensrichtungen einander bekämpfen.
Wer sich auf eine gewisse besondere Anbetungsweise fixiert,
ist notwendigerweise unwissend hinsichtlich der inneren Wahrheit
anderer Glaubensrichtungen.

... er würde die Gültigkeit aller Glaubensrichtungen eingestehen,
und er würde Gott in jeder Gestalt und in jedem Objekt des Glaubens
wiedererkennen.

Henry Corbin


Die Blindgläubigen befinden sich in einer Zwickmühle,
denn die Vorkämpfer auf jeder Seite halten unbeweglich fest:
jede Partei ist entzückt über ihren eigenen Weg.
Nur Liebe kann ihr Gezänk beenden.
Liebe allein kommt zur Rettung,
wenn du um Hilfe schreist gegen ihre Streitereien.

Jalal ud-Din Rumi


Ich bin verliebt in jede Kirche,
Jede Moschee und jeden Tempel
Und jede Art von Heiligtum.
Denn ich weiß, es geschieht dort,
Dass Menschen die verschiedenen Namen nennen
Des einen Gottes.

Hafiz


Mein Herz ist empfänglich für jede Form:
Ein Kloster für den Mönch, ein Tempel für Idole,
Eine Weide für Gazellen und des Pilgers Kaa'ba,
Die Tafeln der Thora, den Qur'an.
Liebe ist der Glaube, den ich bekenne.

Ibn 'Arabi


Die Gläubigen der verschiedenen Religionen
kennen Gott gemäß der Form, in der sie sich Ihn vorstellen,
nicht in der Gestalt, in welcher eine andere Religion sich Ihn vorstellt.
Die Botschaft unserer Zeit versammelt alle Formen
in einer universellen Form, die den Menschen nicht gewohnt ist,
so dass die Anhänger aller Religionen ihre Andacht zugleich verrichten können.

Hazrat Inayat






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