nach Worten von Hazrat Inayat Khan, 1925

Diese Worte waren an Menschen der westlichen, christlichen Welt gerichtet,
deshalb werden Begriffe wie 'Kirche', 'Altar', 'Christus' benutzt; sie sind nicht spezifisch gemeint




Der Universelle Gottesdienst ist
      der religiöse Dienst der Kirche für Alle und für alle Kirchen.

Er wird so genannt, weil er die Einheit der religiösen Ideale anstrebt, um denen, die verschiedenen Religionen angehören, eine Möglichkeit der gemeinsamen Verehrung zu geben und zu entdecken, dass es eine Quelle gibt, aus der alle Heiligen Schriften gekommen sind.




Der Universelle Gottesdienst ist
      nicht eine weitere Kirche,

um in die Vielfalt der bereits existierenden Kirchen mit einbezogen zu werden. Es ist eine Kirche, die denen, die verschiedenen Religionen angehören, eine Möglichkeit gibt, gemeinsam anzubeten und den großen Wesen Ehre zu erweisen, die von Zeit zu Zeit kommen, um der Menschheit zu helfen. Die verschiedenen Heiligen Schriften derer, die Weisheit gelehrt haben, werden am Altar der Kirche für Alle gelesen. Dennoch ist niemand gezwungen, in dieser Kirche zu gehen, doch jeder Mensch, zu welcher Kirche er auch immer gehören mag, ist willkommen. Die Idee von der Einheit der Menschheit ist eine Sichtweise. Es bedeutet eine bestimmte Anschauung vom Leben zu haben, aber nicht zwangsläufig, in eine besondere Kirche zu gehen. Religion ist etwas, das die Tiefe des Herzens berührt, und jeder hat seine eigene Vorstellung von der Religion, die er für heilig hält.




Der Universelle Gottesdienst ist
       die Religion von allen großen Lehrern der Menschheit.

Es ist der Widerhall derselben göttlichen Botschaft, die seit altersher von Zeit zu Zeit gekommen ist, um die Menschheit zu lehren. Deshalb ist es keine neue gesonderte Religionsrichtung, sondern dieselbe Botschaft, die der Welt bereits gegeben worden ist und die Botschaft von Jesus Christus und allen anderen großen Lehrern der Menschheit beinhaltet. Es ist die Fortführung der Religion aus alter Zeit, die immer schon existierte und immer existieren wird, eine Religion, die zu allen geistigen Lehrern und heiligen Schriften gehört. Es war die Hoffnung aller Propheten, das Gebet und das Begehren aller großen Seelen, dass das Licht, gegeben in all den verschiedenen Formen, wie den buddhistischen Schriften, dem Qur'an, dem Tenach, der Bibel oder den Lehren Krishnas oder Zarathustras, jedem bekannt sein sollte.




Die Aufgabe des Universellen Gottesdienstes ist,
      die Einheit der Religion zu verbreiten.

Es ist keine Mission, um einen speziellen Glauben oder irgendeine Kirche oder Religion zu unterstützen; es ist eine Aufgabe, Anhänger von verschiedenen Religionen und Überzeugungen in Weisheit zu vereinigen, so dass sie, ohne ihre eigene Religion aufgeben zu müssen, in ihrem eigenen Glauben stärker werden und (mit einer anderen Sichtweise) das Licht auf ihn richten können. Auf diese Weise wird ein größeres Vertrauen, eine größere Überzeugung, in der Menschheit aufgebaut werden.

Hinter allen Kriegen steht eine Beeinflussung durch Religion. Wann immer es einen Krieg gegeben hat, und gerade jetzt in solchen Kriegen, durch die wir durchgegangen sind, sehen wir immer den Einfluss von Religion. Menschen denken, dass der Grund für Krieg überwiegend politisch sei, doch Religion ist ein größerer Kriegshetzer als irgendwelche politischen Ideen. Jene, die ihr Leben für eine Idee hingeben, zeigen immer einen Hang zu Religion.




Der Universelle Gottesdienst ist zu dem Zweck eingeführt,
      dass es Menschen verschiedener Glaubensrichtung und Religion
           ermöglicht wird, zusammenzukommen und
           ihre Verehrung in einem gemeinsamen Ritual darzubringen.

An erster Stelle steht die dringende Notwendigkeit, dass Ost und West sich zur spirituellen Entwicklung der ganzen Menschheit vereinigen mögen, und das kann nur geschehen, wenn all die verschiedenen Religionen, zumindest die Anhänger der verschiedenen Religionen, zusammenkommen und gemeinsam Gott verehren. Dann wird es sich weit verbreiten, weil dies das dringende Bedürfnis der ganzen Welt und der Menschheit ist. Das Bedürfnis nach Universellem Gottesdienst ist größer als man sich vorstellen kann, weil es dafür eine Empfänglichkeit bei Menschen aller Religionen gibt.




Das Gebäude

Wie wird es entworfen, und wie soll es konstruiert werden? Es wird durch die Hand Gottes entworfen, und es muss durch unsere Gedanken von Harmonie, von Liebe, von Schönheit konstruiert werden. Es sind unsere Gedanken und unsere Gefühle, die in diesem Tempel als Steine und Ziegel dienen werden und es sind unsere Gefühle, die diesen Tempel während der kommenden Jahrhunderte halten werden

              

Wenn das der einzige Grund ist, warum muss man ein Gotteshaus haben; würde es nicht irgendeine kleine Sache auch tun? Warum muss man von bedeutenden und großartigen Dingen träumen? Doch können Sie sich vorstellen, dass jemals etwas zu gut wäre für ...
ein Symbol der religiösen Einheit und Toleranz?

Wenn man in der physischen Welt steht, gibt es Würde, die in Betracht gezogen werden sollte. Wird Ihr Sinn für Würde zufrieden sein, sich vorzustellen, dass der Universelle Gottesdienst in einer Garage gegeben wird? Aber gleichzeitig dürfen wir (Anm.: alle die daran mitwirken) nicht sparsam in unserem Beitrag sein, Schönheit hinzuzufügen, in welcher Form wir auch fähig sein mögen, sie zu geben. Denn es wird auf der Ebene der Erde ein kleines Andenken bleiben, ein Andenken an Ihre Hingabe an die Sache, ein Andenken an dieses Ringen und Verfechten, durch das Sie hindurch gehen mussten und noch hindurch gehen, so dass die Menschen Ihre Hingabe noch nach Jahrhunderten sehen werden und wie Sie dafür sogar auf der physischen Ebene arbeiteten, um Ihre Hingabe durch das Erbauen jenes Gebäudes auch auf der geistigen Ebene zu beweisen ...

Abschließend möchte ich sagen, dass wir zufrieden sein sollten mit dem Gotteshaus, das eines Tages gebaut werden wird, und dass wir niemals denken sollten, dass die Absicht, das Gotteshaus zu bauen, zu gut oder zu schön für uns sein kann.




Hazrat Inayat Khan hat als erster authentischer Sufimeister die Anschauungen der Sufis in den Westen gebracht (1910-26) und sie zu einer Spiritualität der Zukunft entwickelt, die weit über den begrenzten Rahmen einer bloßen "Mystik des Islam" hinausgeht, auf den die Vorstellungen der westlichen Medien vom Sufismus sich leider heute noch beschränken. Sein Anliegen war die Einheit der Religionen in der einen, allem zugrunde liegenden Wahrheit.


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