Bericht vom
Universellen Gottesdienst in Baden-Baden

5. Februar 2005

 

Vorgeschichte

Um das Unitheum und den Universellen Gottesdienst bekannter zu machen, hatte Stefan Bratzel die Idee, einen Universellen Gottesdienst in das One-Spirit-Festival „Frühjahrserwachen“, einem „Ableger“ des weitbekannten Rainbow-Spirit-Festivals, zu integrieren. Stefan kannte diese Art des Gottesdienstes vom Camp in der Schweiz und von Bad Überkingen und fühlt sich tief verbunden mit Pir Vilayat Inayat Khan. Der Veranstalter, ein Freund von ihm, war durch sein Erzählen neugierig geworden und so ergab es sich, dass diese Idee realisiert werden konnte. Auch für das Finanzielle sorgte Stefan, so dass die Fahrt- und Übernachtungskosten, die Kosten für Flyer, Kopien, Kerzen, Blumen etc. gedeckt waren. Ohne ihn wäre dieser Gottesdienst nicht zu Stande gekommen. An dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank für all diese Unterstützung und die vielen Hinweise in den miteinander geführten Telefonaten und E-Mails. Außerdem machte er „Werbung“ dafür in seinen Seminaren und bei seinen Klienten.

Das Festival fand im Kongresshaus Baden-Baden statt und wurde mit einer Sonderausgabe der Zeitschrift Visionen (mit einer Auflage von 60.000 Exemplaren) bekannt gemacht. Der Veranstalter, Mariam Sura, veröffentlichte darin einen 2 Seiten langen Vortrag von Hazrat Inayat Khan „Weltreligion – Religion des Herzens“ und setzte kostenlos eine Anzeige für das Unitheum und den Universellen Gottesdienst. Er sorgte für die Tontechnik und gab jegliche notwendige Unterstützung – wir fühlten uns bei ihm gut aufgehoben.

Eine lange Vorbereitungszeit machte eine gut Planung und ein Zusammenwachsen der Gruppe möglich. Seit Oktober letzten Jahres liefen die Vorbereitungen. Beim Cherag-Mentorentreffen erklärten sich Majida Heiss und Ophiel van Leer spontan bereit, diesen Universellen Gottesdienst mitzugestalten. Laila Schwab, Puran Lehmann und Kaivan Plesken, vervollständigten die Gruppe. Es waren Solo-Musikeinlagen geplant, die jedoch von den Sängern zwischenzeitlich wieder abgesagt wurden. Im nachhinein war es gut so, denn es stellte sich heraus, dass wir für den Gottesdienst nur 1 Stunde zur Verfügung hatten; und wir haben diese Zeit bis zur letzten Minute genutzt…

 

Vorbereitung

Wir hatten die Möglichkeit, den Raum (ca. 300 qm), der durch die vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster an zwei Seiten lichtdurchflutet war, ansonsten jedoch sachlich und nüchtern, bereits am Vortag vorbereiten zu können: kleine Tische mit Info-Material an den Eingängen, Stühle anordnen, Altar aufbauen, den Raum mit Weihrauch und der Präsenz des Heiligen zu füllen. Wo können wir uns umziehen? Wo gibt es Wasser für die Blumen? Wie können die Plakate an den Türen sinnvoll aufgehängt werden? Wo sollen die Mitwirkenden sitzen? Alles Kleinigkeiten, doch auch sie trugen zu dem gesamten Gewebe bei.

Ein Problem ergab sich dadurch, dass angeblich keine Tische im Kongresshaus vorhanden waren – also keine Möglichkeit einen Altar aufzubauen – es sei denn, man mietete sie für viel Geld. Verschiedene Möglichkeiten wurden erwägt: Tapeziertisch (zu schmal, zu lang) oder direkt auf dem Podest, das als Bühne dient. Es war schwierig zu planen, denn wir kannten die Räumlichkeiten nicht. Vor Ort stellte sich heraus, dass das Podest zu niedrig, zu weit von den Stuhlreihen entfernt war, aber – siehe und staune – es gab stapelbare Tische, die wir benutzen konnten. Gerade mit dem Aufbau des Altars fertig, machte uns der Vermieter des Kongresshauses darauf aufmerksam, dass offenes Feuer und leicht entflammbare Materialien in öffentlichen Gebäuden versicherungsbedingt nicht erlaubt seinen. Ein Gottesdienst ohne Kerzen? Die Papiertischdecke als Kaschierung für die Tischbeine wurde entfernt und durch einen dunkelblauen Stoff, den der Hausmeister aus seinen Beständen holte, ersetzt. Mit viel Improvisation und Kreativität zauberten wir aus dem Vorhandenen einen Altar. Die Kerzen wurden, unter Aufsicht des Vermieters, ausnahmsweise erlaubt. Es ergab sich daraus ein harmonisches Zusammenwirken und ein gegenseitiges Verständnis. Eine beglückende Erfahrung am Rande.

 

Der Gottesdienst
kursiv: Rückmeldungen von Teilnehmern, die in den Bericht eingefügt worden sind

Ein spannender Moment: wir ziehen uns zur Einstimmung zurück und nur zwei Gottesdienstbesucher sitzen in dem großen Raum. Diese Situation löste in uns ein totales sich Fallenlassen aus, ohne Erwartungen sein, um sich ganz dem hinzugeben was unsere Aufgabe als Cherag (persisch: Lichtträger) ist, dem Dienst an der Botschaft und an Gott. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin Ich mitten unter ihnen“ und diese zwei oder drei, oder viele Menschen, mit Seiner ganzen Liebe, Weisheit und Gnade zu führen. Als wir 10 Minuten später wieder herauskamen, hatte sich der Saal mit 70-80 Teilnehmern gefüllt, obwohl der Beginn um 10 Uhr für von außerhalb anreisende Besucher recht früh war. Flötenmusik von Ophiel stimmte uns alle ein.

Die Einstimmung, das Entzünden der Kerzen, die Textlesungen, der Funke, der bei der Anleitung der Teilnehmer zum gemeinsamen Singen übersprang, die Predigt war ein inspirierendes Ganzes. Die Gruppe wirkte zusammen wie ein Wesen, jeder einzelne sich der Verantwortung seiner Aufgabe und für das Ganze bewusst. Ein wunderbarer Teamgeist, wobei alle nach allen und allem mitschauten, ein Miteinander ohne großes Aufsehen auf allen Ebenen (vor, während und nach dem Gottesdienst). Unsere Verbundenheit untereinander hat viel dazu beigetragen die ganze Feier zu einem wunderbaren, tiefen, seligen Erlebnis werden zu lassen. Ein Highlight war, so ein Teilnehmer, das Singen und die Musik mit Ophiel, sowohl die Musikauswahl wie auch seine Herzlichkeit, Leichtigkeit und Freude. Der Gottesdienst war ein großer Segen und eine Bereicherung für alle, die daran teilhaben durften. Dank allen Wesen, die daran mitgewirkt haben!

 

Rückmeldungen

Die Menschen, die zu einem solchen spirituellen Festival kommen, sind auf der Suche und offen für neue Wege und Visionen. Dem entsprechend bewegend waren die Rückmeldungen einiger Gottesdienstteilnehmer. Alle sprachen davon, wie sehr berührt - zu Tränen gerührt - sie gewesen seien. Ausgelöst, wie es jemand formulierte, durch das Bewusstsein und den Schmerz über das Getrenntsein der Menschen und Religionen und das Erleben von Gemeinschaft und Verbundensein durch das miteinander Beten, Feiern, Singen – es geht doch so leicht… Eine Jugendliche berichtete, dass die Lichtübung am Ende der Predigt für sie zum Erleben von frei und strahlend zu sein führte, wie die Sonne selbst.

Einer Frau seien die Tränen gekommen, allein als sie den Raum betrat. Wir hatten vorher versucht, uns auf die Propheten der Weltreligionen einzustimmen und den Raum mit ihrer Gegenwart zu füllen. Doch als bei der Einführung und Einstimmung erwähnt wurde, dass an dem Tag der Gedenktag des Urs (Übergang von dieser Welt in die Welt des Lichts) von Hazrat Inayat Khan sei, verstärkte sich die Energie nochmals um ein Vielfaches. Eine Frau, die den Universellen Gottesdienst bis dahin nicht kannte, hat sich entschlossen ihre beiden Kinder in dem Universellen Ostergottesdienst in Osterode von Pir Zia Inayat Khan taufen bzw. zum „Ritter des Lichts“ schlagen zu lassen. Einige nahmen sich die ausgelegten Gottesdienst-termine mit, um in der Nähe ihres Wohnortes am Universellen Gottesdienst teilnehmen zu können. Der Veranstalter wird auch 2006 versuchen wieder einen Universellen Gottesdienst in sein Festival mit einzuplanen.

Hinterher waren wir Gäste am Info-Stand von Stefan, wo Prospekte, Termine und die Referenzmappe ausgelegt werden konnten. Dort, beim Imbiss oder an anderen Ständen ergaben sich immer wieder innige Gespräche mit Interessierten.

 

Vorausplanung

Der nächst überregionale Universelle Gottesdienst ist im Rahmen der Veranstaltungen PAX 2005, 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden, in Augsburg geplant. Mal schauen, ob es möglich sein wird.

Zamyat Gramann

 

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